Bist Du in Deinem „Element“? Gestatten: Timo Heinze, Beinahe-Fußballprofi

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Bist Du in Deinem „Element“? Gestatten: Timo Heinze, Beinahe-Fußballprofi

Wer ist Timo Heinze?

Keine Ahnung – zumindest bis vor etwa zwei Jahren. Im Frankfurter Hugendubel fiel mir ein Taschenbuch in die Hände. Auf dem Deckblatt ein junger Bursche, mit Rucksack auf dem Rücken und Fußballschuhen in der Hand. „Nachspielzeit – Eine unvollendete Fußballkarriere“ stand darunter. Der Rückseitentext las sich vielversprechend. timo-heinze

Timo Heinze, ein ehemaliger Fußballprofi, hoch veranlagtes Nachwuchstalent beim FC Bayern München, beschrieb hier seinen Weg, der ihn ganz nach oben führen sollte. Stattdessen kam das abrupte Ende seiner Karriere bereits mit Anfang 20.

Während sich ehemalige Mannschaftskameraden, wie Thomas Müller oder Mats Hummels, ins Rampenlicht spielten, packte er 2010 seinen Rucksack und wollte nur noch ganz weit weg.

Durch Talent in seinem „Element“?

Dabei fing alles phantastisch an. Der junge Timo durchlief scheinbar mühelos die Jugendmannschaften des ruhmreichen FC Bayern. Er gewann die Deutsche A-Juniorenmeisterschaft 2004 und wurde mehrfach in div. Jugendnationalmannschaften berufen. Die 2. Mannschaft der Bayern führte er sogar als Kapitän auf’s Feld und nicht wenige trauten ihm den ganz großen Sprung zu.

Doch zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt verletzte er sich schwer. Es dauerte über ein Jahr, bis er wieder auf dem Trainingsplatz stand und gegen einen Ball treten konnte. Es war hart, wieder Anschluß zu finden. Trainer wechselten und setzten mittlerweile auf andere Spieler. Das Vertrauen in sein Potential ließ nach und sein gefestigtes Selbstvertrauen wich Zweifel und Wut.

Warum die anderen und ich nicht?

Er grübelte und fragte sich immer wieder: Warum schafften es andere und ich nicht? Oft zogen auch augenscheinlich dürftiger talentierte Spieler an ihm vorbei.

Die großen Stars kickten nur eine Wurfweite entfernt auf dem Nebenplatz. Der große Traum war zum Greifen nahe, aber für Timo Heinze gab es nur Pleiten, Pech und Pannen.

In seinem Buch beschreibt er eindrücklich, wie weh es tat, seinen (zu diesem Zeitpunkt) größten Lebenstraum begraben zu müssen. Es gab keine logische Erklärung. Er hatte alles für den Erfolg getan, hatte auf Freizeit verzichtet. Wenn sich die Clique im Sommer im Schwimmbad traf oder am Wochenende durch die Discos zog, stand bei ihm Training auf dem Plan oder die Vorbereitung auf das nächste Spiel.

Er startete noch einige durchwachsene Versuche eines Neuanfangs bei unterklassigen Vereinen, im Mai 2010 jedoch war seine Fußballkarriere Geschichte.

Wo ist man in seinem „Element“?

Die anschließende Backpacker-Tour durch Bali brachte ihn 2010 auf komplett neue Gedanken. So schön und intensiv und motivierend die Zeit für ihn als Fußballer auch verlief, glich sie doch einem Hamsterrad, aus eng geplanten und strukturierten Tagesabläufen.

Nun, in Shorts und Flip Flops, war da eine große Freiheit, in einer ganz anderen Umgebung durchzuschnaufen und die Erlebnisse seiner Fußballerzeit zu verarbeiten.

Könnte es sein, daß der bisherige Weg weniger gut zu ihm, zu seinem Naturell paßte, als ursprünglich gedacht? Vielleicht wäre er todunglücklich geworden, in diesem Haifischbecken Profifußball?

Nach Deutschland zurückgekehrt, begann für ihn ein neuer Abschnitt, ein Sportmanagement/-psychologiestudium in Köln und man hat am Ende des Buches das Gefühl, hier kommt jemand mit sich selbst ins Reine.

Wo ist man in seinem Element? In welcher Umgebung fühlt man sich wirklich glücklich und wie kommt das große Potential, das in jedem von uns schlummert, zur vollen Entfaltung?

Die Dinge fügen sich

Vor einigen Wochen war wieder von Timo Heinze zu lesen. Der Deutsche Fußball-Bund hat sich einer spannenden Trendsportart geöffnet und die Deutsche Futsalnationalmannschaft gegründet (Link). Das erste Länderspiel stand am 30.Oktober 2016 gegen England an. timo-heinze-2

Und wer führte da das Team als Kapitän auf’s Spielfeld und schoß auch noch das allererste Tor einer Deutschen Futsalnationalmannschaft?

Timo Heinze

In einem Interview (spox.com) schwärmte er einige Zeit vorher ganz begeistert: „Futsal ist einfach geil. Ich bin richtig verliebt in diesen Sport und könnte das halbe Interview lang die Vorzüge aufzählen… Da würde sich auf jeden Fall ein Kreis schließen und es wäre für mich persönlich eine riesen Geschichte, nochmal das Nationaltrikot zu tragen…“.

Stärke Deine Stärken

Es scheint, Timo Heinze ist angekommen und in seinem „Element“. Er hat durch Futsal den Spaß an seiner alten Liebe Fußball wiedergefunden. Gleichzeitig kommt ihm nun sein Hang zu analysieren, zu reflektieren in seinem Psychologiestudium zugute. Wer weiß, vielleicht erleben wir ihn irgendwann einmal als glänzenden Sportpsychologen auf der ganz großen Bühne, mit viel Glaubwürdigkeit, aufgrund seiner eigenen Erfahrungen.

Schicksalsschläge können ganz wichtige Hinweise darauf sein, daß der eigene Weg und die persönlichen Stärken woanders liegen. Und diese „Stärken zu stärken ist soviel sinnvoller, als an seinen Schwächen herumzudoktern…“ sagt Eckart v. Hirschhausen in seiner wunderbaren Pinguin-Metapher.

In diesem Sinne wünsche ich dir eine großartige Woche in deinem „Element“

Beste Grüße

Rüdiger

 


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