Vor kurzem lief\u00a0eine wunderbare Dokumentation auf arte:\u00a0Robert Doisneau – Fotograf, Humanist, Freund. Der Bilder-Poet war ein Genie an der Kamera. Seine wohl ber\u00fchmteste Aufnahme „Der Kuss“ d\u00fcrfte weltweit millionenfach an den W\u00e4nden h\u00e4ngen.<\/p>\n

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Man ist gebannt von der Sch\u00f6nheit seiner Bilder. Das Paris der Zeit zwischen den Weltkriegen war die Spielwiese seiner fotografischen Lehrjahre. Die Nachkriegszeit seine Meisterjahre. Doisneau suchte augenscheinlich nicht das Sensationelle, das saubere, goldumrandete Hochglanzmotiv. Er fotografierte das Leben.<\/p>\n

Das Besondere in jedem Moment<\/h2>\n

Man schaut in die Gesichter und fragt sich, was diese Menschen wohl denken. Man m\u00f6chte mit einem Glas\u00a0 Rotwein in der\u00a0Hand\u00a0daneben\u00a0stehen und zuh\u00f6ren. In dieses Paris der „guten, alten Zeit“ einmal einzutauchen, w\u00e4re wunderbar.<\/p>\n

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Und doch, Doisneau lichtete Alltagsszenen ab, die uns bei Tageslicht und in Farbe wohl kaum verweilenswert erschienen w\u00e4ren, in unserer schnellen, hektischen Zeit. Es waren\u00a0nicht au\u00dfergew\u00f6hnliche Momente, die er festhielt, sondern das Besondere in jedem Moment.<\/p>\n

Seine Kunst, sein Genie war das Festhalten und Einfrieren eines Augenblicks. So ist es uns m\u00f6glich inne zu halten, einzutauchen und im Moment zu leben. Es war ganz zweifellos seine Berufung, mit seiner Kamera eindrucksvolle, au\u00dfergew\u00f6hnliche Bilder zu schaffen.<\/p>\n

Was begeistert und beseelt uns?<\/h2>\n

Mir sind beim Anschauen dieser sehenswerten Dokumentation, ein paar Gedanken gekommen. Da lebt ein Mensch seine Berufung.<\/p>\n

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Er macht das viele Jahre lang, entwickelt Meisterschaft. Wenn er erz\u00e4hlt und erkl\u00e4rt, wirkt Doisneau gl\u00fccklich, herzlich, geerdet. Bewundernswert. Wie sch\u00f6n w\u00e4re es, auch etwas zu tun, was uns beseelt?\u00a0Wie\u00a0weit weg sind wir von\u00a0einem selbstbestimmten, gehaltvollen Leben?<\/p>\n

Berufung als Projekt<\/h2>\n

Ist das tats\u00e4chlich so unwahrscheinlich oder gar unm\u00f6glich? Mu\u00df man als Genie geboren sein, um seine Berufung zu leben?<\/p>\n

Wie war das bei Robert Doisneau?<\/p>\n

Geboren am 14. April 1912 in Gentilly, im S\u00fcden von Paris, erlebt er eine kriegsgepr\u00e4gte Kindheit. Sein Vater war vier Jahre an der Front und kann danach dem Sohn keine starke Leitfigur sein. Seine Mutter\u00a0stirbt\u00a0bereits 1919 an Tuberkulose. Sein Vater heiratet drei Jahre sp\u00e4ter eine Soldatenwitwe, die ihrerseits Kinder in die Ehe mitbringt. Sie interessiert sich nicht sonderlich f\u00fcr den kleinen Robert.<\/p>\n

Mit 13 beginnt er eine Lithographen-Ausbildung, ein altes, allerdings schon aussterbendes Gewerbe. Bis zu diesem Zeitpunkt hat er keinerlei Ber\u00fchrungspunkte mit der Fotografie. Eines Tages\u00a0leiht\u00a0ihm sein Halbbruder Lucien seine Kamera. Ein besonderer Augenblick, denn nun kann er jeden Tag auf seinem sechs Kilometer langen Schulweg all die Dinge und Szenen aufnehmen, die ihn faszinieren. Die Kamera bleibt Teil seines Lebens, aber es folgen schwierige Jahre. Erste Pressefotos von Flohm\u00e4rkten, der Milit\u00e4rdienst vor dem 2. Weltkrieg, eine ungeliebte Phase als Werksfotograf bei Renault. Entlassung 1939.<\/p>\n

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Kein herausragender Lebensplan, aber mit dem tief verwurzelten Wunsch, zu fotografieren und davon leben zu k\u00f6nnen.<\/p>\n

Es klappt. Recht langsam, aber stetig.\u00a0Doisneau hat sich mit viel Engagement und Herzblut seine wunderbaren Fotos erarbeitet.<\/p>\n

Hat er sich deshalb elit\u00e4r und genial gef\u00fchlt? Nein, er f\u00fchrte – wie er fand – ein ganz unspektakul\u00e4res Leben. Er hat zwar Tag und Nacht fotografiert. F\u00fcr ihn und seine Familie war das aber etwas v\u00f6llig Normales. Als die ersten Anfragen f\u00fcr einen kompletten Fotoband kamen, war er \u00fcberrascht. Er war sich nicht sicher, ob so ein Buch erfolgreich sein w\u00fcrde. Bisher hatte er Auftragsarbeiten ausgef\u00fchrt. Neben Selbstl\u00e4ufer-Phasen gab es auch sp\u00e4ter noch schwierige Zeiten.<\/p>\n

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Geborenes Genie oder Entwicklung von Talent?<\/h2>\n

Wie ist das mit den\u00a0Talenten, die in uns schlummern? Sind sie es nur dann wert, betrachtet und ernst genommen zu werden, wenn sich das Genie sofort in voller Bl\u00fcte zeigt?<\/p>\n

Und wie ist es mit unseren Herzensw\u00fcnschen? D\u00fcrfen wir sie nur dann ber\u00fccksichtigen, wenn sie sich problemlos und st\u00f6rungsfrei in unseren Alltag integrieren lassen?<\/p>\n

Was macht ein Fotograf ohne Kamera?<\/h2>\n

Mal angenommen,\u00a0man h\u00e4tte Robert Doisneau fr\u00fchzeitig seine Kamera weggenommen. Vielleicht w\u00e4re er dann „nur“ ein netter, m\u00e4\u00dfig talentierter Renault-Angestellter geblieben. H\u00e4tte er sich trotzdem zu dieser beeindruckenden Pers\u00f6nlichkeit entwickelt?\u00a0Vielleicht.<\/p>\n

M\u00f6glicherweise w\u00e4re auch die Nettigkeit verflogen und einer Bitterkeit gewichen, weil er nicht mehr das tun konnte, was er wirklich, wirklich, wirklich gerne tat. M\u00f6glicherweise w\u00e4re er nicht dieser menschenfreundliche, eloquente, freigiebige, lebenslustige Mensch geworden.<\/p>\n

Wer wei\u00df. Fakt ist, f\u00fcr sein Lebensgl\u00fcck spielte es eine entscheidende Rolle, seine Lebensaufgabe zu finden und seine Berufung zu leben.<\/p>\n

JA zu den eigenen Herzensw\u00fcnschen<\/h2>\n

Und wir? In uns steckt soviel mehr, als wir uns zugestehen. Wir alle haben Herzensw\u00fcnsche, die es wert sind, begr\u00fc\u00dft zu werden. Daf\u00fcr ist kein gottgegebenes Genie n\u00f6tig. Es f\u00e4ngt immer damit an, so einen Lebenstraum erst einmal ernst zu nehmen, ohne gleich alle Hindernisse auf einem un\u00fcbersichtlichen Weg \u00fcberwinden zu k\u00f6nnen. In unseren Herzensw\u00fcnschen liegt eine gro\u00dfe Chance f\u00fcr mehr Selbstvertrauen, Tiefe und Lebensgl\u00fcck.<\/p>\n

Wovon tr\u00e4umt Ihr? Was w\u00fcrdet Ihr wirklich, wirklich, wirklich gerne tun, wenn Geld, Zeit und Abh\u00e4ngigkeiten keine Rolle spielen w\u00fcrden?<\/p>\n

Ich freue mich auf Eure\u00a0Kommentare (Gerne auch per Email)<\/p>\n

Herzliche Gr\u00fc\u00dfe<\/p>\n

R\u00fcdiger<\/p>\n

„Irgendwann einmal…“ ist JETZT!<\/p>\n

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